Auf dem Nachhauseweg fing es an, im Bauch zu kribbeln. Ich hatte echt Schiß - Mama hatte reichlich sparsam geguckt, als sie mich am Tag zuvor in der Latzhose sah. Was würde sie sagen, wenn ich sie frage? Als ich heimkam, war sie bereits wieder von der Arbeit zurück und hatte das Essen schon fast fertig. Sie rief mich, damit ich den Mittagstisch decke, weil meine große Schwester auch gleich kommen würde. So trat ich völlig aufgeregt in die Küche. Ich wollte gerade Luftholen, um sie wegen der Hose zu fragen, da begann sie zu schimpfen: "Was trägst Du denn da? Ist das etwa die Latzhose von Mark? Die solltest Du doch zurückgeben!!!" Scheiße, nun war alles vorbei. Ich stammelte nur noch: "Mark hat sie mir geschenkt." Sie entgegnete: "Mark hat sie Dir geschenkt? Was soll das dann heißen!?" Ich antwortete: "Er hat mir gesagt, seine Mutter hätte geflunkert und das Zeug sei keine Ersatzkleidung, sondern für den Altkleidercontainer vorgesehen gewesen." Jetzt war Mama richtig sauer. "So ein Quatsch!", schnaubte sie. "Marks Mutter hat immer Ersatzkleidung für die Kinder mit! Du wirst jetzt die Hose sofort ausziehen und sie nach dem Essen gleich zu Mark bringen..." - "Aber Mamma...", warf ich ein. "... und das T-Shirt auch!!! Oder hast Du es ihm schon gegeben???" motzte sie. "Aber..." - "Keine Widerrede!!!" Ich war betrübt und mußte nachgeben. So ging ich traurig in mein Zimmer und zog eine andere Hose an.
Nach dem Mittag zog ich traurig mit Latzhose und T-Shirt in einer Tüte los zu Mark. Auf mein Klingeln öffnete die Mutter: "Hallo Sandra, wolltest Du zu Mark?" Ich antwortete: "Nein, ich wollte nur die Latzhose und das T-Shirt zurückbringen." Sie antwortete: "Oh, das ist aber lieb von Dir... sag mal, was machst Du denn für ein betrübtes Gesicht?" Ich schaute sie an und sagte: "Och, nix..." Sie guckte mich prüfend an und fragte freundlich nach: "Wirklich nicht? Da ist doch was - raus mit der Sprache." Sie zwinkerte mir zu und ich begann zu stammeln: "Naja, es ist nur so... ach, ich hätte die Latzhose gern behalten." Marks Mutter lachte auf: "Das alte Ding? Ich hab sie eigentlich nur deswegen noch aufbewahrt, weil Mark sich grundsätzlich einsaut, wenn wir irgendwo hinfahren. Findest Du sie denn wirklich so toll?" Ich nickte. Marks Mutter lächelte: "Na denn... meinetwegen kannst Du sie behalten, aber vielleicht sollte ich noch vorher Mark fragen." Ich begann zu strahlen: "Mark hat mir heute morgen schon gesagt, daß er sie mir schenkt!" Da meinte seine Mama: "Prima, dann ist ja alles in Butter!" Ich stockte, woraufhin sie fragte: "Was ist?" Ich antwortete: "Ich fürchte nur, Mama erlaubt mir nicht, daß ich sie behalten darf. Es gab eben schon Ärger." Sie überlegte: "Soll ich mal mit ihr reden?" Erfreut willigte ich ein.
Und so rief sie Mama an. Soweit ich das mitbekam, leistete sie gute Überzeugungsarbeit. Als sie auflegte meinte sie, Mama wäre einverstanden. Ich umarmte Marks Mama. Glücklich lief ich nach Hause und zog sofort meine neue alte Latzhose an. Als ich merkte, daß Mama wirklich einverstanden war, umarmte ich sie dankbar. Die bissigen Kommentare meiner älteren Schwester ignorierte ich - ich hatte eine tolle neue Latzhose, die ich fortan gern und oft trug...
so unglaubwürdig finde ich das mit dem alter garnicht. sandy kann ja auch gestossen worden sein, gestolpert oder einfach nur an der wildwasserbahn nassgeworden sein.
hallo zusammen also ich bin überrascht das doch so viele Storys geschrieben wurden ich finde sie sogar teilweise lustig das die einen eher wollen das die Latzhose in die Altkleidersammlung kommt und die andern es dann doch wieder als Ersatzkleidung umschreiben also ist es schon wie eine kleine Diskussion in form von Geschichten und das gute ist man könnte die story immer weiter schreiben also noch mal vielen dank besonders an mimdu und Latz-Rocky
Ich mag Geschichten mit Fantasie, aber ich mag es gern halbwegs realistisch. Oder hat eine von Euren Mütten die alte Kinderkleidung von der Menge eines T-Shirts und einer Hose jemals in einem Eimer im Auto zum Altkleidercontainer gebracht? Ich kenn das nur in einer Tüte (entweder für die Abholung oder den Container). Trotzdem könnte ich mir vorstellen, daß Max das zu Sandra nur sagt, damit er die Latzhose endlich los ist, weil er sie nicht mehr mag...
Ich war froh und glücklich, dass ich Marks Latzjeans behalten durfte. Meine erste Latzjeans seit ich mich erinnern kann. Mama war zwar ständig am Meckern darüber, dass die mit doch eigentlich viel zu eng sei, meinte aber, bis zur nächsten Altkleidersammlung ist es ja nicht mehr lange und bis dahin könnte ich sie auf jeden Fall anziehen, solange ich sie nicht kaputt mache.
„Vielleicht auch gar nicht so schlecht, dann hast Du für die Ferienfreizeit in den Osterferien wenigstens ‘ne Rutschhose, auf die Du nicht so achten muss und brauchst nicht alle Deine neuen Hosen mitzunehmen.“ Wow, dachte ich, ich darf sie mitnehmen – aber ich werd‘ schon darauf aufpassen.
„Und von mir aus darfst Du sie auch zur Schule anzeihen – jeder blamiert sich halt so gut er kann.“ Nur meine Schwester lästerte unaufhörlich. Wie kann ich in dem Alter nur so rumlaufen. Unmöglich!
Ich hatte die Latzjeans von nun an oft zur Schule an, und auch mit zur Ferienfreizeit und sie hat’s sogar überlebt. Aber der Termin für die nächste Altkleidersammlung rückte halt immer näher. Mama erinnerte mich ja auch regelmäßig mit Penetranz daran. Auch meine große Schwester lästerte immer wieder. Irgendwie schien es ihr Spaß zu machen mich damit aufzuziehen.
Dabei hatte sie – wie ich rausbekommen hatte – selbst in dem Alter noch 'ne Latzjeans getragen. Hab’s gesehen auf ihrem Passfoto im Schülerausweis. Darauf angesprochen meinte sich zickig „Die war ja damals auch nagelneu und nicht so verwaschen und abgenutzt wie Deine. Als meine neu war, hab‘ ich sie auch gerne getragen. Nach dem ersten Waschen hat sie mir dann nicht mehr gefallen und ich war froh, als ich sie nicht mehr anziehen brauchte.
Damals hatten halt viele in unserer Klasse Latzhosen – da waren die in, aber das war auch nur kurze Zeit. Dann hat die kaum noch jemand angezogen, ich halt auch nicht mehr. Mama hat sie irgendwann aussortiert und abgeben. Von daher kann ich absolut nicht verstehen, dass Du auf das Teil da so abfährst. Ist doch total out – selbst Babys tragen die nicht mehr.“
Wie dem auch sei, Samstag ist Altkleidersammlung und wie ich Mama kenne, nützt auch kein Überreden mehr. Mal sehen, wie lange ich sie noch anziehen darf. Und eigentlich könnte ich sie ja morgen noch ein vielleicht letztes Mal zu Schule anziehen.
Gesagt, getan, morgens noch mal die Latzjeans angezogen. Mit Mühe und Not noch die Knöpfe zu bekommen – ja, ja, Mama hat schon Recht – sie ist definitiv zu eng, aber irgendwie sie passt trotzdem noch. Die Träger nach vorne geschwungen und ein letztes Mal im Latz eingehakt. Bin gespannt, wie lange ich sie nach der Schule noch anlassen darf, wann Mama die Sachen aussortieren will. Und vor allem, was noch so alles im Sack landen wird.
Der Tag in der Schule verlief ohne große Zwischenfälle, ich hatte insgeheim damit gerechnet, von irgendwem blöd angequatscht zu werden, zumal ich meinen alten, inzwischen auch etwas zu knappen, roten Kapuzennicki - wie immer - unter meiner Latzjeans trug.
Nur in der letzten Stunden kam meine Englisch-Lehrerin rein und schaute mich etwas merkwürdig an, so als wollte sie vor der gesamten Klasse ‘nen Spruch loslassen. Liess sie aber dann doch nicht. Meine Konzentration war auch nicht mehr die allerbeste, in Gedanken war ich schon bei heute Nachmittag. Ich wurde ganz schön traurig. Hoffentlich kann ich wenigstens noch meinen Nicki vor der Altkleidersammlung retten.
Dann schellte es – die Stunde war aus und die anderen liefen eiligs nach Hause. Ich blieb wie erstarrt sitzen und wurde immer trauriger. Tränen kullerten mir über die Wange – ja ich weinte, seit langem mal wieder. Und ich dachte, ich wäre alleine aber meine Englisch-Lehrerin war noch im Klassenzimmer und bekam mit, dass ich weinte.
„Was ist denn los, fragte sie?“ „Ich bin traurig.“ „Warum das denn?“ „Weil Mama meine Latzjeans hier morgen mit in die Altkleidersammlung geben möchte...“ „Naja, wenn Du mich fragst, die ist Dir auch viel zu klein. Ich hab‘ mich eh am Anfang der Stunde gewundert, dass Du noch Latzhosen trägst. Ist das denn Deine einzige Latzhose, die Du noch hast?“ „Ja, und Mama will mir auch keine neue mehr kaufen, sie meint, aus dem Alter wäre ich schon lange raus.“ „Ach was, Latzhosen kann man in jedem Alter tragen. Aber vielleicht hab‘ ich da noch was für Dich. Meine Tochter hat auch noch ‘ne Latzjeans, die ihr schon lange nicht mehr passt. Ich muss mal schauen, ob die noch in Ordnung ist. Wenn ja, dann kannst Du die gerne haben. Die sollte Dir auch noch was besser passen. Ich schau mal und bring' sie dann zur nächsten Stunde mit!“
Ne neue Latzjeans – von der Tochter meiner Englisch-Lehrerin - irgendwie möchte ich das noch nicht so wirklich glauben. Ich wußte nicht, ob ich mich darüber freuen sollte. Traurig ging ich nach Hause...
... Ne neue Latzhose? von der Tochter meiner Englisch-Lehrerin - irgendwie möchte ich das noch nicht so wirklich glauben. Ich wußte nicht, ob ich mich darüber freuen sollte. Traurig ging ich nach Hause. Ich brauchte länger als sonst.
Zuhause angekommen öffnete Mama die Tür und sagte: "Gut, daß du da bist, das Essen ist fertig, beeil dich!" Ich brachte meinen Ranzen in mein Zimmer - ich erschrak, denn ich erblickte einen großen weißen halb vollen Altkleidersack, der vor meinem geöffneten Kleiderschrank lag. Daneben lagen ein paar Kleidungsstücke von mir. Mamas Entsorgungsaktion war also in vollem Gang. Nach dem Essen würde sie mich auffordern, mich umzuziehen - das war klar. "Sandra, nun komm endlich!" hörte ich aus der Küche. Rasch ging ich Hände waschen und lief in die Küche. Während des Essens fiel kein Wort über die Latzhose oder die Altkleidersammlung. Stattdessen fragte sie mich, ob ich keinen Hunger hätte. Ich aß sehr langsam, um den Moment des Abschieds möglichst lange herauszuzögern. Irgendwann war auch mein Teller leer und ich satt. Da sagte Mama plötzlich: "Sandra, morgen ist Altkleidersammlung. Ich hab einige Sachen aus deinem Schrank neben den Altkleidersack gelegt. Schau bitte, ob was dabei ist, was du unbedingt behalten willst und tu den Rest in den Sack und stell ihn mir raus, ja? Und dann mach bitte gleich deine Hausaufgaben." Ich starrte sie an - das sollte alles gewesen sein? "Was ist?" fragte Mama. "ja, mach ich", gab ich ihr zurück und verschwand sofort in meinem Zimmer. Sofort sah ich die Klamotten durch - waren gar nicht so viele Sachen und das meiste wollte ich sowieso nicht mehr. Schnell brachte ich ihr den Sack - je schneller der aus meinem Zimmer ist, desto besser ist das. Vielleicht vergißt sie ja auch, daß sie meine Latzhose entsorgen wollte - das hoffte ich!
"Du hast Deine Latzhose vergessen", lästerte meine Schwester, als ich den gefüllten Sack abgab. "Hab ich nicht!" entgegnete ich. "Doch, die sollte doch auch weg", gab meine Schwester zurück. "Ruhe!" ging Mama dazwischen. "Wenn ich deine Lieblingsstücke entsorge, beschwerst du dich auch", sagte Mama zu meiner Schwester. "Sandra muß irgendwann lernen, ihre Sachen selbst zu auszusortieren. Und wenn sie meint, daß sie die Hose weiter tragen kann, bittesehr - ist ihre Sache, sie muß so rumlaufen. Du läßt dir von mir ja auch nicht mehr vorschreiben, was du anziehen darfst."
Das hieß, ich durfte meine Latzhose behalten! Und den Nickipulli dazu! Hurra! Ich war glücklich!
Am Samstag war ich mit einkaufen. Dort hörte ich plötzlich meinen Namen: "Guten Tag, Sandra" - meine Englisch-Lehrerin mit ihrer Tochter...
Am Samstag war ich mit einkaufen. Dort hörte ich plötzlich meinen Namen: "Guten Tag, Sandra" - meine Englisch-Lehrerin mit ihrer Tochter...
"Da hast Du aber gestern ganz viel Glück gehabt", sagte meine Englisch-Lehrerin. "Wieso?" fragte ich, und hoffte insgeheim, dass sie mich nicht ausgerechnet jetzt wo Mama und meine Schwester dabei waren auf die Latzjeans anspricht. Irgendwie muss sich meine Gesichtsfarbe wohl schlagartig geändert haben, jedenfalls lästerte meine große Schwester: "Was ist los? Warum wirste denn jetzt so rot wie Dein oller Kapuzennicki?" Ich schämte mich auf einmal in Grund und Boden. War ich wirklich schon zu alt für 'ne Latzjeans? Vielleicht hätte ich sie doch besser gestern mit in den Sack gestopft und am Freitag nichts zu meiner Lehrerin gesagt.
Aber meine Englisch-Lehrerin lächelte und meinte: "Ich hab' da was für Dich! Bringe ich zur nächsten Englisch Stunde am Dienstag mit." Sie sah wohl, dass mir die Sache peinlich war und wollte es dabei beruhen lassen als ihre Tochter plötzlich meinte: "Ist das die Sandra, die meine alte Latzjeans kriegen soll, die ich gestern für Dich wieder aus dem Altkleidersack gekramt habe? Die hätte ich ja fast mit weggeschmissen, weil sie mir schon lange nicht mehr passt. Außerdem ist die inzwischen total verwaschen und abgenutzt! Ich hab' die nämlich, als sie mir noch passte, fast jeden Tag angezogen. Aber Dir dürfte die noch prima passen! Freu mich, dass Du die bekommst und sie nicht im Reißwolf landet!"
Mama schaute mich etwas böse an und fragte "Was gibt das denn jetzt?" Und meine große Schwester meinte "Ich dachte, Du trägst keine Latzhosen mehr?" Und meine Englisch-Lehrerin schaute ihre Tochter auch etwas fragend an. Irgendwer musste jetzt wohl was sagen. Da sich jetzt keiner mehr traute, sagte ich: "Meine Englisch-Lehrerin wunderte sich am Freitag, dass ich meine Latzjeans zur Schule an hatte obwohl sie mir kaum noch passt. Und sie meinte, sie hätte vielleicht noch eine von ihrer Tochter, die ihr nicht mehr passt und die ich gerne habe könnte. Mama, darf ich?"
"Mir ist mittlerweile egal, ob Du noch Latzhosen trägst oder nicht. Du bist alt genug, um das selber zu entscheiden. Ich mag die Dinger nicht leiden, und wenn's nach mir gegangen wäre, wäre Deine alte auch am Freitag mit weggekommen. Aber wenn dann lieber eine, die Dir vernünftig passt, als eine, die Dir zwei Nummern zu eng ist. Also, von mir aus!"
"Du trägst doch auch gerne Kapuzenpullis?" fragte meine Lehrerin. Ich hab' gestern nämlich noch zweie gerettet, die kannst Du auch gerne haben!" Ich nickte, sagte "Danke!" "Dann bis Dienstag, ich bring die Sachen dann mit. Versprochen!"
Ich bekam langsam wieder normale Gesichtsfarbe. Und ich wusste, auch wenn Mama sich an meine Latzhosen gewöhnt, wird meine Schwester täglich weiterlästern. Aber das war mir egal. Ich freute mich auf Dienstag und war ganz gespannt, was meine Englisch-Lehrerin da wohl mitbringen wird...
Gratuliere ! die Geschichte hat nen schönen Fluss - wobei irgendwie das rund um die Latzi wichtiger scheint als die Latzis selber ... aber so hat halt jeder seine Präferenzen :-)
Macht Spass Eure Geschichte zu lesen :-)
Hat seine Kollektion vergrössert - aktuell sind die neue Teddys und die wieder entfleckte Levis 667 auf der Favoritenliste :-)
(leider ned tagsüber während der Arbeit ... aber meist ein paar Minuten nachdem ich zu Hause eingetroffen bin :-D)
Ich bekam langsam wieder normale Gesichtsfarbe. Und ich wusste, auch wenn Mama sich an meine Latzhosen gewöhnt, wird meine Schwester täglich weiterlästern. Aber das war mir egal. Ich freute mich auf Dienstag und war ganz gespannt, was meine Englisch-Lehrerin da wohl mitbringen wird...
Am Dienstag in der zweiten Stunde hatten wir Englisch. Auf dem Programm stand mal wieder ein schriftlicher Vokabeltest. Ich war in Englisch nie besonders gut gewesen, aber diesmal hatte ich ohne Ende gepaukt. Ich wußte alle Vokabeln und beteiligte mich diesmal besonders aktiv am Unterricht. Nach der Stunde sprach sie mich an und meinte, ich solle doch nach der 6. Stunde eben kurz beim Lehrerzimmer vorbeikommen. Ich tat's, aber sie war noch nicht vom Unterricht zurück. Ich mußte noch warten, aber dann kam sie endlich, lächelte mir zu und holte die Tüte mit den Sachen drin. Ich war ganz aufgeregt. Sie sagte: "Schau, hier habe ich zwei Kaputzenpullis und die Latzhose. Nimm sie einfach mit und probier sie zuhause an. Wenn sie nicht passen oder dir nicht gefallen, tu sie einfach weg." Ich freute mich riesig und bedankte mich. Auf dem Heimweg achtete ich darauf, daß mich die anderen nicht mit der großen Tüte sehen - es ging geradeso gut. Zuhause angekommen fragte mich meine Mama: "Sind das die Sachen von Deiner Lehrerin? Da bin ich ja mal gespannt!" Meine Schwester war zum Glück noch nicht da.
Ich freute mich, warf meinen Ranzen in die Ecke und griff in die Tüte: Ein violetter Nicki-Kaputzenpulli! Klasse! Dann noch ein dunkelroter. Super! Und vor allem fast wie neu! Ich griff weiter rein und zog die alte verwaschene Jeanslatzhose heraus. Meine Augen fingen an zu leuchten: Hey, die ist ja richtig toll. Die hat ja einen silbernen Metall-Reißverschluß vorn! Einen ziemlich dicken sogar mit aufwendigem Zipper! Und sie war richtig schick geschnitten. Ich konnte nicht mehr widerstehen. Ich zog die alte Latzhose von Mark aus, ergriff meine neue Latzhose, zog den Reißverschluß der Latzhose auf, schlüpfte rein, zog den Reißverschluß wieder zu und - paßte! Ein bißchen mußte ich die Träger kürzen! Vorm Spiegel: Irre!!! Was war ich vielleicht froh, daß die nicht im Schredder gelandet ist!
Ich betrachtete mich immer wieder im Spiegel.... Dann ging ich wieder zur Tüte zurück. Da war doch nochwas drin? Oh, eine schwarze Cordlatzhose im klassischen Stil und besser erhalten, mir aber leider viel zu groß. Schade. Ich wunderte mich, so groß war doch die Tochter gar nicht gewesen...
Nachdem ich alles mal anprobiert hatte, entschied ich mich, für den Rest des Tages die Reißverschlußlatzhose mit T-Shirt drunter zu tragen. Ich rief sofort bei meiner Englisch-Lehrerin an, um mich zu bedanken und erfuhr, daß die Cordlatzhose von der Tochter ihres Bruders kommt. Ihre Tochter wollte die Hose nicht...
Kaum war das Gespräch beendet, kam meine Schwester heim. Sie sah mich in der neuen verwaschenen Reißverschluß-Latzhose, blieb mit offenem Mund stehen und starrte mich an... "Die sieht ja scharf aus!!!" - Ich traute meinen Ohren nicht. "Die ist ja geil! Kommt die von dem Mädel aus dem Supermarkt?" Ich bejahte. "Was hat sie dir denn noch gegeben?" Meine Mutter und ich tauschten Blicke aus - sie hatte das ganze still beobachtet. Meine Schwester hatte echt Feuer gefangen. "Los!!! Zeig schon!" rief sie.
Ich zeigte ihr die anderen Sachen. "Darf ich die Cordlatzhose mal anprobieren?" fragte sie. Ich wußte nicht mehr wie mir geschah und sagte ja. Sie zog sie an. Sie paßte ihr sehr gut. Ihre Augen leuchteten...
Es war inzwischen Herbst geworden. Und Samstag. Der erste Samstag im Oktober. Und am ersten Samstag im Monat ist am Einkaufzentrum in der Stadt immer Flohmarkt, wo wir regelmässig mit der ganzen Familie hingehen. Es war wunderschönes Herbstwetter, einer der letzten Tage vermutlich, wo man noch ohne Jacke raus kann. Also ideales Latzhosen- und Kapuzennicki-Wetter. Mal schauen, ob Marks alte Latzjeans mir immer noch passt. Ich hatte sie lange nicht mehr an, zuletzt im Urlaub in den Sommerferien. Dafür umso öfter die Latzjeans von der Tochter meiner Englischlehrerin.
Mein alter roter Kapuzennicki passte inzwischen nicht mehr, somit zog ich den violetten an, aber auch der war schon wieder etwas knapper geworden. Ich musste wohl wieder ein Stückchen gewachsen sein. Und da wir auf dem Flohmarkt regelmässig nach preiswerten Klamotten für mich suchten, kam es bis dato auch schon mal vor, dass ich vor Ort und Stelle was anprobieren musste. Also ein Griff ins Sportfach meines Kleiderschranks und meine blau-weiße Adidas Glanz-Turnhose rausgeholt und angezogen. Und darüber dann meine alte Latzjeans, wenn sie denn noch passt.
Sie passte - leider nicht mehr wirklich. Die seitlichen Knöpfe gingen auch mit bestem Willen nicht mehr zu, und mindestens 10cm zu kurz war sie auch noch. "Mama, wo ist denn meine andere Latzi? Die von Mark passt mir nicht mehr!" "Die ist in der Waschmaschine! Ich häng sie gleich zum Trocknen auf und dann können wir auch schon los!" "Oder darf ich so gehen, Mama?" "In Spintershorts und Kapuzennicki? Sieht zwar irgendwie komisch aus - aber von mir aus. Warm genug ist es heute ja. Und vielleicht finden wir auf dem Flohmarkt was passendes für Dich!"
Meine größe Läster-Schwester kam natürlich auch mit und oh Wunder, sie hatte ihre schwarze Cord-Latzhose und darunter ein uni-weißes T-Shirt an. "Was guckst Du denn jetzt schon wieder so blöd?" sagte sie. "Cordhosen hab' ich schon immer gerne getragen. Und gleich ziehe ich noch meinen Fruity-Hoodie drüber, dann sieht auch keiner, dass ich 'ne Latzi anhabe!"
Feigling, dachte ich. Ich hätte ja meinen Latz nicht versteckt. Mama packte noch den Rucksack zusammen und dann gings auf Fahrrädern los zum Flohmarkt. Unterwegs schien die Sonne so sehr, dass es meiner Schwester doch ein wenig warm wurde. "Mama, können wir kurz anhalten und darf ich meinen Hoodie in Deinen Rucksack packen?" "Na klar, sagte Mama, wenn Du ihn dann auch trägst!" Sie zog ihn also aus und ich grinste, denn nun zeigte meine große Schwester ihren Latz. Sie sah scharf aus und ich freute mich schon darauf, dass ihre Cordlatzhose eines Tages auch meine Cordlatzhose sei wird.
Miattgs kamen wir also auf dem Flohmarkt an und gingen so durch die Reihen, als Mama einen Stand mit Kinderklamotten entdeckte. Und mir stach sofort eine dunkelbraune Lederjacke ins Auge, die so in etwa meine Größe hatte. Sie hing auf der anderen Seite des Verkaufstisches auf einem Kleiderbügel. Mama wühlte sich durch einen Stapel Pullis und Sweatshirts und schaute, ob das was passendes für mich dabei sein könnte. "Ist das echtes Leder?" fragte ich die Verkäuferin, die zusammen mit ihrer Tochter hinter dem Tisch stand.
"Nein" sagte sie, die ist aus Kunstleder. "Habe ich vor drei Jahren extra für meine Tochter anfertigen lassen. Kostet zusammen mit der passenden Hose dazu 25,-- Euro!" Aha, dachte ich - passende Hose und wir gingen dann erstmal weiter. An anderen Ständen wurden wir fündig und unser Rucksack füllte sich so langsam.
Gegen Nachmittag wurde es schlagartig kühler und es drohte zu regnen anzufangen. Mama hatte vorsichtshalber ihre Regenjacke eingepackt, Schwesterchen hatte ihren Hoodie schon wieder angezogen und sich außerdem für kleines Geld noch 'ne rote Adidas Regenjacke gekauft. Ich stand immer noch da mit meinem Sprintershort und meinem Kapuzennicki. Langsam fing ich an zu frieren, liess mir aber noch nicht anmerken.
Die ganze Zeit ging mir die Lederjacke durch den Kopf. Und vor allem, was da wohl für 'ne passende Hose zu gehörte. Aber 25,-- Euro war eindeutig über dem Budget. So viel wird Mama da nicht für ausgeben wollen - und ob sie mir die überhaupt kaufen würde, was äußerst fraglich. Gegen Ende des Flohmarkts - die ersten packten schon die Sachen wieder zusammen - fragt Mama mich "Und Sandra, jetzt haben wir für Dich garnichts gefunden. Oder hast Du was entdeckt?" Ich sagte ja, "nen tollen Winteranorak!" Das Wort Kunstleder nahm ich vorsichtshalber garnicht erst in den Mund. "Dann lass uns da doch noch mal hingehen", sagte Mama.
Gesagt, getan. Und siehe da, die Jacke hing auch noch da. "Hier waren wir doch schon mal am Anfang. Und welche meinste Du nun", wollte Mama wissen. Die braune da, die mit der Kapuze und dem weißen Teddyfell. Soll 25,-- Euro kosten, hat die Verkäuferin mir vorhin gesagt." "Schön, dass Ihr nochmal wiedergekommen seid", sagte die Verkäuferin freundlich. Sie war gerade zusammen mit ihrer Tochter dabei, die Pullis und Sweatshirts in einen großen, blauen Müllsack zu stopfen. "Schauen Sie ruhig noch mal durch, die Größen für ihre Tochter liegen noch auf dem Tisch. Heute war kein guter Tag, ich habe fast garnichts verkauft bekommen. Hattest Du Dich nicht vorhin für die braune Jacke interessiert? Möchtest Du sie mal anprobieren?"
"Gerne. Darf ich, Mama?" "Die Lederjacke?" fragte Mama. "Die siehst ja hammermäßig aus", meinte meine Schwester. "Dazu gehört noch diese dunkelbraune Hose hier. Hab ich beides für meine Tochter vor drei Jahren von einer Schneiderin anfertigen lassen. Meine Tochter hat die Sachen dann zwei Winter lang angezogen - auch zur Schule - die Hose ist also an einigen Stellen leider schon etwas abgenutzt. Das ist halt der Nachteil bei Kunstleder. Die bekommst Du dann gratis zur Jacke dazu!"
Ich nahm also die Hose und faltete sie auseinander, und traute meinen Augen kaum: Die Kunstlederhose war eine Latzhose! Sowas hatte ich ja noch nie gesehen! Die Verkäuferin sagte "Meinte Tochter hat immer gerne Latzhosen getragen und da ich für sie was haben wollte, was auch im Herbst und Winter bei Regen und Schnee taugt ist und was ich nicht so oft waschen muss, habe ich sie nach einer kaputten Muster-Latzjeans anfertigen lassen!"
Ich probierte also zunächst die Latzhose an, machte die beiden Knöpfe auf jeder Seite zu und siehe da, sie passte wunderbar. Den Latz hochgeklappt und die beiden Träger eingehakt. Von der Art her war sie genauso wie die von Mark, nur halt aus Kunstleder. Ich hatte sowas noch nie angezogen, aber das Gefühl darin war irre. Das leise Rascheln und Knistern beim Bewegen war mir neu, das kannte ich noch nicht. An den Beinen war die Hose allerdings noch viel zu lang, aber schon fing die Verkäuferin an, sie mir umzukrempeln. "Hab' ich bei meiner Tochter im ersten Jahr auch so gemacht." Die Träger noch kurz richtig eingestellt und dann sofort meine Turnschuhe wieder angezogen. Natürlich nicht ohne Hintergedanken.
Nun noch die Jacke probiert und auch die passte sehr gut. "Und, gefallen Dir die Sachen?" fragte ich Mama. "Naja, die Jacke sieht ja noch ganz gut aus und die Latzhose geht noch, aber 25,-- Euro sind mir auf jeden Fall viel zu viel. Doch wieso hast Du eigentlich Deine Turnschuhe schon wieder an?" fragte sie erstaunt. "Naja, weil die Sachen auf jedenfall haben möchte und ich sie auch gerne auf dem Rückweg anlassen möchte. Mir ist jetzt schon viel zu kalt. Mama, was meinst Du denn?"
"Also 10,-- Euro gebe ich maximal dafür. Eigentlich wollten wir ja für Dich nach preiswerten Jeanshosen schauen, der Anorak vom letzten Winter müsste Dir doch noch passen. Und 'ne Latzi hast Du ja auch noch. Wer weiß, ob Du das Lederzeugs nachher überhaupt noch anziehen magst. 10,-- Euro, mehr nicht!"
Die Verkäuferin schaute mich an, dann meine Mama. "Die Sachen sind Handarbeit und haben neu 89,-- Euro gekostet. Aber auf der anderen Seite habe ich die jetzt auch schon zum dritten Mal mit, und niemand hat sich ernsthaft für interessiert. 20,-- Euro möchte ich da schon noch für haben!"
"Ach Mama, sei doch nicht so." sagte die Tochter der Verkäuferin, während sie die anderen Sachen auf dem Tisch weiter in den Müllsack stopfte. "Heute morgen hast Du noch gesagt, was Du heute nicht loswirst, kommt in den Container. Also ich wäre auch mit 10,-- Euro zufrieden, wenn das Mädchen hier die nimmt."
"Dann nimm ich die lieber wieder mit, aber für 10, Euro geb' ich die Lederkombi nicht ab. Einigen wir uns auf 15,-- Euro?" fragte die Verkäuferin meine Mama. "Dann gib ihr auch meine alten Stiefel geschenkt mit dabei, die ich im Winter immer zu der Lederhose an hatte. Sind zwar nicht mehr die schönsten, aber passen prima dazu!" "Gut, die kann sie dann noch oben drauf bekommen, die hätte ich sonst auf jeden Fall heute noch mit weggeschmissen."
Mama und ich schauten uns an, und ich sagte, "Dann tue ich halt 5,-- Euro von meinem Taschengeld hinzu und zog den Schein aus meiner Hosentasche. "Geht in Ordnung", sagte Mama und holte einen Zehner aus ihrem Portemonnaie. "Ist gekauft! Und in Anbetracht des Wetters kannst Du die Sachen gerne gleich anbehalten. Das fängt nämlich gleich kräftig an zu regen, wenn wir wieder nach Hause radeln." Und genauso kams dann natürlich auch. Ein heftiger Gewitterregen, aber zum Glück hatte ich die Sachen gleich anbehalten. Das schönste war, ich wurde nicht nass.
Zu Hause angekommen verglich ich die neue Kunstlederlatzi mit der alten von Mark, sogar die Knopfleiste vorne für die Jungs war vorhanden. Hier hatte wohl jemand das gleiche Modell zur Vorlage benutzt, bis auf einen kleinen Unterschied: der Latz war nicht offen sondern konnte mit einem kleinen Reißverschluss zu gemacht werden. Prima, dann fallen mir beim Rumturnen nicht ständig die Sachen aus der Tasche. Mama kam in mein Zimmer, machte den Rucksack auf und sagte: "Ne Kleinigkeit habe ich noch. Schau mal, wie gefällt Dir der? Der passt bestimmt gut zu Deiner neuen Lederlatzi!"
"Oh, ein cremefarbener Elch-Pulli im Norweger - ähm Schwedenstil - mit Rollkragen. Den muss ich gleich mal dazu anprobieren!"
Nun hatte ich also für Herbst und Winter eine neue, ähm alte Lederkombi. "Hoffentlich ist es am Montag schön kühl und es regnet!" sagte ich - obwohl ich den kühlen, regnerischen Herbst eigentlich überhaupt nicht mag. "Wieso das denn?" "Dann kann ich gleich am Montag so zur Schule gehen! Mal schauen, was die anderen in meiner Klasse zu dem Outfit sagen werden..."
Ehrlich gesagt, ich mags ja lieber etwas realistischer. Hab mich gefragt, wieso ne Mama für ihre Tochter Latzhose und Jacke beim Schneider machen läßt. Sie wächst doch da schnell raus... Und dann noch aus Kunstleder! Dann 89 Euro - damit käm sie niemals hin! Und warum hat die Latzhose vorne nen Eingriff? Sie braucht doch gar keinen.
Naja, aber wenn ihr unbedingt möchtet, überleg ich mir ne Fortsetzung...
Sind Latzhosen mit durchgehendem Reißverschuß vorne etwa realistischer? Sowas kenn' ich eigentlich nur für Klein(st)kinder...
Und lass doch mal Deine Phantasie spielen, vielleicht hat die Verkäuferin ja auch ein wenig gemogelt und die Jacke war aus dem Kaufhaus und die Hose von einer Nachbarin, die schneidern kann zum Selbstkostenpreis angefertigt.
Wenn Du magst, schreib noch was, wenn nicht, auch nicht schlimm... Ich will hier niemandem was aufzwingen.
Vielleicht kommen ja noch andere Kommentare und Anregungen ob und wie es mit der Geschichte weitergehen soll.